Logopädische Behandlungsfelder

Die Logopädie ist ein sehr weites Feld und geht weit über die bekanntesten Störungsmuster wie Stottern oder Lispeln hinaus. So vielseitig wie die logopädischen Störungsbildersein können, so vielseitig ist auch unser großes Team aufgestellt. Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen sind hier für alle selbstverständlich. Jede Logopädin und jeder Logopäde in unserer Praxis ist auf bestimmte Behandlungsfelder spezialisiert, deshalb sind Sie bei uns mit jedem Störungsbild garantiert in den richtigen Händen.

Für Erwachsene

Aphasie (Erwachsene)

Eine Aphasie tritt oft nach einer Schädigung der für die Sprache zuständigen Areale im Gehirn auf (z.B. durch Hirnblutung, Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall etc.) und zählt damit zu den erworbenen Sprachstörungen. Art und Grad der Aphasie sind abhängig vom Ausmaß und der Lokalisation der Hirnschädigung. Es können einer, mehrere oder alle Bereiche der Sprache (Sprachverständnis, Lautstruktur, Wortschatz, Satzbau, Schriftsprache) in unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein.

Demenz

Demenz ist eine chronische und fortschreitende Gehirnerkrankung, von der überwiegend Personen ab dem 65. Lebensjahr betroffen sind. Hier können Sprachstörungen auftreten, die die Kommunikationsfähigkeit bei Menschen mit Demenzen einschränken. Der Erhalt der Kommunikationsfähigkeit ist bei Menschen mit Demenz ein entscheidendes Kriterium für die Teilhabe am Leben. Diese längst möglich zu erhalten, ist das Ziel logopädischer Arbeit.

Außerdem kann eine Schluckstörung bei der fortschreitenden Demenz auftreten. Anzeichen hierfür sind Husten, Räuspern, Würgen, Verschlucken, Herausfließen von Speisen während des Essens, veränderte Stimme und vermehrte Schleimproduktion. Die Diagnostik dient dazu, Ansätze für die Therapie sowie spezielle, individuelle Maßnahmen zu entwickeln, mit denen die Nahrungsaufnahme  für den oder die Betroffene erleichtert und die Ernährung sichergestellt werden kann. Bei motorischen Problemen konzentriert sich die Behandlung darauf, die Schluckfunktion zu verbessern, etwa durch Training der Kau- und Schluckmuskulatur, die Veränderung der Körperhaltung und den Einsatz von Hilfsmitteln.

Dysarthrie (Erwachsene)

Bei einer Dysarthrie ist die Koordination der Sprechwerkzeuge (Lippen, Zunge, Wange, Gaumensegel etc.) beeinträchtigt, was zu einer Störung der Lautbildung führt. Betroffene fallen vor allem durch eine undeutliche, verwaschene und schwer verständliche Aussprache auf. Dysarthrien treten häufig in Zusammenhang mit neurogenen Erkrankungen  auf (Morbus Parkinson, Schlaganfall, Amyotrophe Lateralsklerose etc.)

Sprechapraxie (Erwachsene)

Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen. Sie zeigt sich im Bereich von Artikulation, Sprechmelodie und -rhythmus (Prosodie) und Sprechverhalten. Ein typisches Symptom ist die artikulatorische Suchbewegungen vor dem Sprechen eines Lautes oder Wortes. Häufig haben die Patienten mit einer reinen Sprechapraxie ein hohes Störungsbewusstsein und zeigen einen enormen Leidensdruck. Dies kommt zustande, da die Selbstwahrnehmung für Sprache intakt ist und eine Selbstkorrektur nur selten eine Verbesserung bringt.

Laryngektomie

Bei einem Kehlkopfkarzinom sowie bei Tumoren, kann es dazu kommen, dass der gesamte Kehlkopf entfernt werden muss. Dies nennt man Laryngektomie (Kehklkopfentfernung). Der Umfang der Laryngektomie ist abhängig von der Lokalisation, Art und Ausdehnung des Tumors.Durch die Kehlkopfentfernung tritt eine dauerhafte Veränderung der Atmung und des Schluckens eins. Der Patient muss die Funktionen Sprechen, Atmen und Schlucken komplett neu erlenen.  Durch die Kehlkopfentfernung kommt es zu einem völligen Stimmverlust. Der Patient hat allerdings die Möglichkeit verschiedene Ersatzstimmfunktionen zu erlernen.

Trachealkanülenmanagement (Erwachsene)

Trachealkanülen werden nach einer Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) in die Luftröhre eingesetzt. Damit soll eine ausreichende Atmung gewährleistet werden, auch das Absaugen von aspiriertem Material ist dadurch möglich.
Geblockte Trachealkanülen finden dann ihren Einsatz, wenn die Gefahr besteht, dass der Patient sich an Speichel, Flüssigkeit oder Nahrung verschluckt. Sie ist dann eine lebensnotwendige Maßnahme. Am unteren Ende der Kanüle ist eine sogenannte Manschette (Cuff), diese dichtet die Luftröhre rundherum ab, damit keine Materialien in die unteren Atemwege gelangen.
Das Ziel ist es, dass ein interdisziplinäres Team bestehend aus Arzt, Pflege und Logopäd/e/in zusammenarbeiten. Es werden ggf. therapeutische Entblockungsversuche unternommen, selbstverständlich in Absprache mit den beteiligten Berufsgruppen, d.h. durch Übungen innerhalb der Dysphagiebehandlung sollen die Entblockungszeiten ausgeweitet werden.
Nach Einsatz der Sprechkanüle werden Sprechversuche gemacht.
Langfristiges Ziel ist es, den Patienten schrittweise von der Trachealkanüle zu entwöhnen, sofern es die Atem-und Schluckfunktion bzw. der Allgemeinzustand zulassen.

Stimmstörungen (Dysphonien)

Unter dem Begriff „Dysphonie“ werden Stimmstörungen aller Art zusammengefasst. Sie können sich in einer Einschränkung der stimmlichen Leistungsfähigkeit, Missempfindungen und Schmerzen im Kehlkopfbereich sowie in Stimmklangveränderungen (rau, gepresst, behaucht) und Heiserkeit bis hin zur Stimmlosigkeit äußern. Dysphonien können in jedem Alter auftreten und haben in der Regel entweder funktionelle Ursachen (z.B. zu hoher oder zu geringer Tonus der beteiligten Muskeln) oder organische Ursachen (z.B. Veränderungen des Gewebes im Kehlkopfbereich). Eine sehr prominente Ursache für eine Stimmstörung besonders im Bereich der Sprechberufe (z.B. Lehrer, KindergärtnerInnen) sind

Schluckstörung (Dysphagie) (Erwachsene)

Zu einer Schluckstörung (Dysphagie) kommt es, wenn die Muskelspannung (Tonus), die Beweglichkeit (Motorik) und bzw. oder die Wahrnehmung (Sensibilität) der am Schlucken beteiligten Strukturen beeinträchtigt sind. Sie können in jedem Alter auftreten und durch zahlreiche Faktoren verursacht werden (z. B. neurologische Beeinträchtigungen, organische Veränderungen etc.).

Facialisparese

Ist der Nervus Facialis gelähmt, also der Nerv, der die Gesichtsmuskulatur versorgt, so spricht man von einer Facialisparese. Facialisparesen treten in der Regel immer nur auf einer Gesichtshälfte auf und können zahlreiche Ursachen haben (z.B. Opfolge, Schlaganfall, Stress). Es können der Augenbereich (z.B. Lidschluss nicht mehr möglich), der Nasenbereich (z.B. Nase rümpfen nicht mehr möglich) sowie der Mundbereich (z.B. Mundschluss nicht mehr möglich) sowohl isoliert als auch in Kombination betroffen sein. Bei frühzeitiger Behandlung sind Facialisparesen in der Regel gut therapierbar.

Für Kinder

Sprachentwicklungstörung (SES) (Kinder)

Bei einer Sprachentwicklungsstörung (SES) weicht die kindliche Sprachentwicklung in mindestens drei der vier Sprachbereiche (Sprachverständnis, Wortschatz, Artikulation, Grammatik) sowohl zeitlich als auch strukturell stark von der Entwicklung Gleichaltriger ab. Im Gegensatz zu einer Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) können die auftretenden Einschränkungen und zeitlichen Verzögerungen bei einer Sprachentwicklungsstörung nicht mehr eigenständig vom Kind aufgeholt werden. Einer SES liegen häufig Grunderkrankungen während des sprachsensiblen Alters zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr zugrunde (z. B. Hör- oder Sehstörung, häufige Mittelohrentzündungen, Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen etc.). Sie können aber auch isoliert sowie ohne erkennbare Ursache auftreten.

Late Talker (Kinder)

Als Late Talker bezeichnet man Kinder mit einem stark verzögerten Sprechbeginn. In der Regel beginnen Late Talker erst nach dem 18  Lebensmonat (1,5 Jahre) zu sprechen und haben mit 2 Jahren einen Wortschatzumfang von unter 50 Wörtern. 

Verbale Entwicklungsdyspraxie (Kinder)

Die Verbale Entwicklungsdyspraxie ist eine – meist schwere – Sprechstörung bei Kindern. Das zentrale Problem liegt auf der Ebene der Sprechbewegungsplanung und -programmierung. Daraus resultiert das Unvermögen oder die eingeschränkte Fähigkeit, für eine geplante Äußerung die Artikulationsorgane willkürlich und kontrolliert einzusetzen. 

Die ersten Merkmale zeigen sich meist schon in der Säuglingszeit, da Kinder mit einer VED häufig „stille Babys“ sind, die kaum lallen und plappern. Der Sprechbeginn ist extrem verspätet und die weitere expressive Sprachentwicklung nach den ersten Wörtern verläuft äußerst schleppend oder stagniert völlig. In den ersten Sprechproduktionen finden sich oft kaum Konsonanten (Vokalsprache). Ein charakteristisches Merkmal beim Sprechen ist die wenig verständliche Sprache.

Aussprachestörungen (Dyslalie)

Entweder kann das Kind die Laute nicht bilden oder bildet sie falsch, das nennt man phonetische Störung. Oder das Kind hat die Unterscheidung von verschiedenen Lauten noch nicht verstanden und wendet ihn daher nicht korrekt an. Dann wird von einer rein phonologischen Störung gesprochen.

 

phonetischen Störungen

Die verbreitetste phonetische Aussprachestörung ist vor allem die Fehlbildung des Lautes /s/, auch Lispeln genannt. Wenn motorische Ursachen zu Grunde liegen, können Kinder Schwierigkeiten haben, einzelne Laute oder Lautverbindungen zu bilden.

 

phonologische Störungen

Bei Phonologischen Aussprachestörungen wendet das Kind zum einen Ersetzungen an: Es sagt beispielsweise Sule statt Schule oder Tissen stattt Kissen. Zum anderen kann es die Laute auch einfach weglassen: Nopf anstatt Knopf oder Bume statt Blume sagen.  In der Regel können die Kinder die Ziellaute motorisch bilden, wissen jedoch nicht, in welchen Wörtern sie sie gebrauchen müssen. Kindern mit diesen Symptomen fehlen sogenannte „phonologische Fähigkeiten“: Sie sind nicht oder nur zum Teil in der Lage, den Inhalt eines Wortes zu verstehen oder können die lautliche Form eines Wortes nicht sicher verarbeiten.

Myofunktionelle Störung

Eine myofunktionelle Störung (Myo) betrifft das muskuläre Gleichgewicht der am Sprechen und Schlucken beteiligten Muskulatur (Zunge, Lippen, Wangen, Mimik) und können sowohl die Bewegungs- als auch die Koordinationsabläufe im Mund-Gesicht-Bereich beeinträchtigen. Dementsprechend treten sie häufig in Kombination mit einer Störung des Lauterwerbs (Dyslalie) oder einer Schluckstörung (Dysphagie) auf.

Selektiver Mutismus

Ein selektiver Mutismus macht sich dadurch bemerkbar, dass das betroffene Kind trotz altersgemäßer Sprachentwicklung in gewissen Situationen oder mit bestimmten Gesprächspartnern nicht spricht bzw. nicht sprechen kann. Es spricht also folglich nur mit ausgewählten Bezugspersonen und in bestimmten Situationen und Umgebungen. Mutistische Kinder leider oft auch unter auch unter Bindungsstörungen, sozialen Ängsten und Regulationsstörungen.

Rhinophonie

Rhinophonie ist das Fachwort für das im Volksmund bekannte Näseln und zählt zu den Störungen des Stimmklangs und der Artikulation. Der nasale Klang entsteht entweder dadurch, dass zu viel Luft bei der Artikulation durch den Nasenraum entweicht (offenes Näseln) oder gar keine Luft (geschlossenen Näseln). Häufig sind Fehlfunktionen des Gaumensegels oder Fehlbildungen im Lippen-, Kiefer- , Gaumen- oder Segelbereiche die Ursache für das Näseln, zum Beispiel die sogenannte Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (LKG-Spalte).

Kindliche Stimmstörung

Unter einer kindlichen Stimmstörung versteht man, wenn länger anhaltende Heiserkeit (ohne akuten Infekt) erkennbar ist.

Bei kindlichen Stimmstörungen gehören Heiserkeit, gepresste Stimmgebung, Aphonie und Sprechanstrengung zu den typischen Symptomen. Meist treten kindliche Stimmstörungen in Form von zu viel Spannung und Druck beim Sprechen auf.  Dies ist auch häufig auf das laute Schreien im Kindesalter zurückzuführen, durch das Schreiknötchen verursacht werden können.

Organische Stimmstörungen kommen im Säuglingsalter und Kindesalter aufgrund von Fehlbildungen des Kehlkopfes vor. Bei Vorschulkindern sowie Schulkindern können organische Stimmstörungen durch Verletzungen im Bereich des Kehlkopfes (z.B. durch Unfälle oder Operation) auftreten.

Pädiatrische Dysphagie

Die Schluckstörung oder Dysphagie im Kindesalter ist eine Funktionsstörung der Nahrungsaufnahme und/oder des Speichelmanagements. Sie ist eine Störung des Schluckaktes in der oralen, pharyngealen und/oder ösophagealen Phase, die dazu führt, dass die Sicherheit bei der Nahrungsaufnahme oder des Speichelschluckes eingeschränkt ist.

Fütterstörung

Von einer Fütterstörung spricht man, wenn die Nahrungsaufnahme des Säuglings oder Kleinkindes kontinuierlich (mind. 4 Wochen) länger als 30 bis 45 Minuten in Anspruch nimmt und zwischen den geforderten Mahlzeiten weniger als zwei Stunden liegen.  Kinder mit Fütterstörung zeigen häufig ein Desinteresse bis hin zu einer Abwehrhaltung gegenüber Nahrung, sie trinken und essen oft langsam, sind dabei meist wählerisch (Peaky Eater) und essen häufig nur in untypischen Kontexten (z.B. nur im Liegen, nur im Halbschlaf, nur mit Ablenkungsmanövern etc.). Auch häufiges Erbrechen oder Würgen während oder kurz nach den Mahlzeiten können mit einer Fütterstörung einhergehen.

Störung der Auditiven Verarbeitung (AVS)

Ist die Decodierung von gehörten Informationen gestört, so spricht man von einer Störung der auditiven Verarbeitung (AVS). Im Gegensatz zu einer Schwerhörigkeit oder Hörstörung sind die Hörorgane (Außen-, Mittel- und Innenohr) intakt, aber die neuronale Weiterleitung und Verarbeitung der Informationen ist beeinträchtigt. Den Betroffenen fällt es schwer, Informationen aus dem Gehörten zu gewinnen.